Ein Gremium hat ein Leitbild für das geplante Haus für Demokratie und Vielfalt in Hanau vorgelegt. Die Stadtverordnetenversammlung soll am Montag über den Entwurf abstimmen. Der Magistrat hat dem Papier bereits zugestimmt. Das Gebäude am Kanaltorplatz soll 2026 eröffnen und künftig als verbindlicher Orientierungsrahmen für Veranstaltungen, Begegnung und gesellschaftlichen Dialog dienen.
Erarbeitung und Beteiligung
Der Leitbildentwurf entstand in diesem Jahr in einer Arbeitsgruppe, die zwischen Mai und Oktober in vier Sitzungen zusammenarbeitete. An dem Prozess wirkten Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, zivilgesellschaftlicher Organisationen, Fachstellen, ansässiger Unternehmen sowie Mitglieder der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung mit. Begleitet wurde die Arbeit von Fachpersonen der Demokratieförderung, der Extremismusprävention und der antirassistischen Bildungsarbeit.
Unter anderem waren Serpil Unvar von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar und Dr. Reiner Becker vom Hessischen Landesdemokratiezentrum eingebunden. Amtsleiter Andreas Jäger und Projektsteuerer Philipp Hofmann bewerteten das Ergebnis als klar, wissenschaftlich fundiert und gut verständlich. Eine externe Agentur begleitete den gesamten Prozess.
Inhalte und Zielsetzung des Leitbildes
Das Leitbild definiert Identität, Wertebasis und Zielsetzungen des Hauses. Es soll als verbindlicher Orientierungsrahmen für alle Aktivitäten und Projekte im Gebäude dienen. Anspruch ist, das Haus als Ort für die gesamte Stadtgesellschaft zu gestalten, an dem unterschiedliche Perspektiven Raum bekommen und in einen respektvollen Dialog treten können.
Aus Sicht der beteiligten Verantwortlichen gehört dazu, dass kontroverse Themen ihren Platz haben, sofern die Grundregeln eines sachlichen und fairen Austauschs eingehalten werden. Zugleich soll das Haus Offenheit und Zusammenhalt verkörpern und sich deutlich von demokratiefeindlichen Positionen abgrenzen.
Hintergrund und Ausblick
Die Initiativen zum Haus gehen auf eine Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung im September 2020 zurück. Anlass war der rassistische Anschlag vom 19. Februar 2020. 2021 erwarb die Stadt das ehemalige Bankgebäude am Kanaltorplatz, nahe dem ersten Tatort. Die Aufnahme in das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus und die Förderbewilligung legten die finanzielle Grundlage für Umnutzung und Neukonzeption.
Der Masterplan Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit von Dezember 2023 bildete die ideelle Grundlage für die Leitbilderarbeitung. Die Stadtverordnetenversammlung bestätigte im Oktober 2024 die Konzept und Sanierungspläne. Stimmen die Stadtverordneten am Montag zu, ist nach fünf Jahren ein weiterer Meilenstein erreicht.
Nach der Eröffnung soll das Haus ein zentraler Ort der Begegnung, Bildung und des Austauschs werden. Geplant sind interaktive Bildungsformate und niedrigschwellig zugängliche Veranstaltungen, mit denen zivilgesellschaftliches Engagement und die Widerfähigkeit der Demokratie gestärkt werden sollen.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky wertete den Entwurf als bedeutenden Schritt und als Ausdruck gelebter Vielfalt und aktiver Zusammenarbeit. Sozialdezernent Dr. Maximilian Bieri hob das breite Engagement aus Zivilgesellschaft, Politik und Fachwelt hervor und sieht im Haus ein Zeichen für den Hanauer Zusammenhalt.
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