Der Hanauer Historiker Dr. Eckhard Meise, gestorben 2025, hat in seinen Forschungen die Märkte der Altstadt und der Neustadt systematisch untersucht. Auszüge aus seinem Beitrag zum Christkindleinsmarkt, den er 2004 im Neuen Magazin für Hanauische Geschichte veröffentlichte, hat Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen, im Rahmen der Reihe Objekt der Woche publiziert. Hoppe würdigte Meise als das „historische Wissen und Gewissen“ der Stadt.
Quellenlage und Entstehung des Marktes
Meises Untersuchung stützt sich auf städtische Verhandlungsprotokolle und Regierungsakten. Danach ist ein Weihnachtsmarkt in der Neustadt Hanau erstmals urkundlich für den 24. Dezember 1641 nachgewiesen. Ein ebenfalls belegter Neujahrsmarkt fand jeweils am 31. Dezember statt. Beide Veranstaltungen waren demnach Eintagesmärkte, die vor allem als Gelegenheiten zum Verkauf von Geschenken dienten.
In den Akten von 1658 heißt es, auf den Eintagesmärkten zum Jahresende werde „Christ- und Newen Jahres Geschänkh und Gezeug“ angeboten. Das Regierungsprotokoll von 1641 nennt die Veranstaltung einen „Poppen und Christkindtleinsmarkt“, womit vor allem Puppen, Puppenzubehör, Spielzeug und andere Weihnachtsgeschenke gemeint waren.
Traditionslinien und lokale Unterschiede
Die Quellen deuten darauf hin, dass der Begriff Christkindleinsmarkt in Hanau 1641 zum ersten Mal auftaucht, die Praxis aber älter ist. Meise zitiert einen früheren Ratsherrn, Daniel de Latre, mit der Bemerkung, dass die Neustädter „vor dem Christag einen Marck gehalten“ hätten. Da die Neustadt seit 1597 besteht, liege die Tradition möglicherweise weiter zurück als der erste explizite schriftliche Nachweis.
Die Altstadt zeigte sich laut Meise dagegen weniger geneigt, einen solchen Markt einzuführen. Wiederholt hätten gräfliche Räte und Neuhanauer Ratsherren vorgeschlagen, an den letzten Werktagen vor dem Fest Märkte für Weihnachts- und Neujahrsgeschenke zu erlauben, doch die Altstadt habe sich dem nicht angeschlossen. Dieser Unterschied weist auf variierende lokale Gewohnheiten und kommunale Entscheidungsprozesse hin.
Einordnung im größeren historischen Kontext
Zum Vergleich: Der bekannte Nürnberger Christkindleinsmarkt lässt sich eindeutig bis 1628 zurückverfolgen. Meise hält Hanau ein klar nachweisbares Datum von 1641 entgegen, mit dem Vorbehalt, dass die tatsächliche Tradition älter sein könnte. Seine Arbeit rekonstruiert damit eine regionale Ausprägung des vorweihnachtlichen Marktwesens im 17. Jahrhundert.
Gegenwart: Markttermine und Erinnerungsarbeit
Die in Meises Text dokumentierten Traditionen werden in Hanau weiterhin erinnert und sichtbar gemacht. Der diesjährige Hanauer Weihnachtsmarkt ist noch bis 22. Dezember täglich von 11 Uhr bis 21 Uhr geöffnet. Der Künstlerweihnachtsmarkt im Rathausfoyer läuft ebenfalls bis 22. Dezember. Dort sind die Öffnungszeiten sonntags bis freitags 13 Uhr bis 20 Uhr und samstags 11 Uhr bis 20 Uhr.
Die Reihe Objekt der Woche auf der Webseite www.museen-hanau.de stellt jeden Montag ein neues Stück Hanauer Geschichte in Text und Bild vor. Die nun publizierten Auszüge aus Meises Beitrag sollen an seine Arbeit und an die lokale Forschung zur Stadtgeschichte erinnern.
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